Jershöft in Polen: Urlaub mit Herz an der polnischen Ostsee

Jershöft (pl. Jaroslawiec) ist ein malerisches Fischerdorf und beliebtes Seebad an der polnischen Ostsee in Hinterpommern. Die Ortschaft gehört zum Landkreis Potamino und zählt mit einem hervorragenden, weißen Sandstrand (noch) als echter Geheimtipp an der Küste.

Der Küstenort liegt auf einer Geschiebemergelkuppe, die von der Ostsee unterspült wurde und deshalb als lehmige Steilküste (22 Meter über NN.) zum Wasser abfällt. Die Vielfalt des Landschaftsbildes im Wechsel von Steilküste und flachen Sanddünen, hohen Kiefern und niedrigem Buschwerk, breitem Strand, Weideflächen, blühender Heide und dunklem Moor ist besonders reizvoll.

Die Ortsbezeichnung Jershöft dürfte auf einen Namensträger Jaroslaw zurückgehen, der vielleicht das Dorf angelegt oder als erster Grundherr hier gelebt hat. Im Volksmund wurde Jershöft früher auch Röwershof genannt, was auf das plattdeutsche Wort für "Rauben" (von gestrandeten Schiffen oder lediglich von Strandgut) anspielen mag.

Zu einer gewissen Berühmtheit kam Jershöft durch den Fremdenverkehr. 1865 wurde Jershöft zu einem der ältesten preußischen Ostseebäder. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte das Fischerdorf als Erholungsort an Bedeutung gewonnen. Aus Schlawe kamen die ersten Menschen, die sich hier Wochenendhäuser anlegten. Auch Künstler wie der Maler Karl Schmidt-Rottluff hielten sich hier gerne auf. Heute haben viele Reiselustige die Ostseeschönheit wieder für sich entdeckt.

Durch den feinen Sandstrand auf der einen Seite, den beeindruckenden Leuchtturm auf der anderen Seite und nicht zuletzt das Bernsteinmuseum ist das Örtchen in Polen besonders für Kinder interessant.

Grün, gelb oder braun: Bernstein ist an der polnischen Küste allgegenwärtig. Der Strand von Jershöft ist besonders beliebt bei Bernsteinsuchern, dank Steilküste und rauer See. Die Chancen auf einen Glücksfund sind nämlich nach schweren Stürmen besonders hoch. Dann wird Bernstein zwischen dem Gestein der Steilküstenabschnitte frei- und an den Strand gespült. Wer aber nicht lange suchen will, besucht das private Bernsteinmuseum Jershöft.

2014 eröffnete das Museum, das innen und außen mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist. Die Holzfassade ist designt wie die Häuser der Hafenspeicher und erinnert an ein umgedrehtes Schiff. Gleich nach dem Eingang erwartet Besucher ein atmosphärischer Nachbau des Urwaldes, der vor 42 Millionen Jahren den Rohstoff für den Schmuckstein hergab: das Harz. Hier werden die Entstehung, die Sorten und Formen von baltischem Bernstein anschaulich erklärt. In der „Grube“ erfährt man alles über die Gewinnung und sieht, was in der klebrigen Masse steckt und für immer erhalten blieb, sogenannte Inklusen. Ameisen, Käfer, Fliegen und Mücken, Spinnen, Vogelfedern, Haare und sogar der Schwanz einer kleinen Eidechse sind durch die transparenten Steine zu erahnen. Überwältigende 1.500 Exponate stehen in den Räumen des Museums, immer wieder gibt es Sonderausstellungen.

Umso eindrucksvoller ist es, dass das Museum aus einer privaten Sammlung entstanden ist. Max Kwiatkowski wollte seine Begeisterung für das Gold der Ostsee und die Sammlung seiner Familie unbedingt mit der Öffentlichkeit teilen. Die meisten Stücke gehörten seinem Vater und Großvater, viele hat er auch selbst gefunden. Das Museum entwickelte sich bald nach der Eröffnung 2014 zur beliebtesten Attraktion der Region und wird zurzeit erweitert, um noch mehr Ausstellungsfläche zu bieten. Wer nun seinen eigenen Bernstein mit nach Hause nehmen möchte, kann entweder mit dem neuerworbenen Wissen zum Strand eilen – oder ein Andenken im Museumsshop kaufen.